Körpergewicht: Über- und Untergewicht

Körpergewicht: Über- und Untergewicht
Körpergewicht: Über- und Untergewicht
 
Die Entstehung vieler Erkrankungen, z. B. Diabetes mellitus Typ II und Fettstoffwechselkrankheiten, wird durch Übergewicht (Adipositas) begünstigt.
 
 Übergewicht
 
Ob jemand übergewichtig ist, lässt sich leicht errechnen: entweder durch die Broca-Formel oder durch Berechnung des Bodymass-Index, wobei insbesondere bei sehr kleinen oder sehr großen Menschen der Body-mass-Index aussagekräftiger ist. Denn bei diesen Personen ergibt sich durch die Broca-Formel vielfach ein zu geringes bzw. zu hohes Normalgewicht. Nach der Broca-Formel erhält man das Normalgewicht, wenn man von der Körpergröße in Zentimetern die Zahl 100 abzieht. Das Idealgewicht nach Broca, das lange Zeit als besonders förderlich für die Gesundheit galt, erhalten Frauen, wenn sie von ihrem Normalgewicht noch einmal 15 %, Männer, wenn sie 10 % von ihrem Normalgewicht abziehen. Allerdings legen heute Untersuchungen nahe, dass Menschen mit Normalgewicht gesünder leben. Übergewichtig sind nach der Broca-Formel all diejenigen, deren Körpergewicht 10 % über dem Normalgewicht liegt.
 
Zur Berechnung des Bodymass-Index nimmt man seine Körpergröße in Metern (z. B. 1,70 m) und multipliziert sie mit sich selbst (z. B. 1,7 m x 1,7 m = 2,89 m2). Durch diese Zahl teilt man sein Körpergewicht in Kilogramm (bei 70 kg: 70 kg : 2,89 m2 = 24,2 kg/m2). Diese Zahl ergibt den Bodymass-Index. Liegt er zwischen 20 und 25 kg/m2, ist man normalgewichtig, bei einer Zahl unter 20 kg/m2 besteht Untergewicht, zwischen 25 und 30 kg/m2 besteht Übergewicht, über 30 kg/m2 behandlungsbedürftiges Übergewicht. Allerdings darf man diese Skalen nicht zu streng handhaben; so bedeutet eine geringfügige Überschreitung des Normalgewichts noch nicht zwingend, dass die Gesundheit gefährdet ist - beispielsweise besitzen manche Menschen einen stabileren Knochenbau und sind deshalb schwerer, obwohl ihr Körper weniger Fettanteile besitzt als der Normalgewichtige. Hinzu kommt, dass auch die Verteilung des Körperfetts bei der Frage, ob eine gesundheitliche Gefährdung vorliegt, eine Rolle spielt. So verteilt sich das Fett bei manchen Menschen vornehmlich um den Bauch (Apfeltyp), bei anderen vor allem um Hüften und Oberschenkel (Birnentyp). Übergewichtige, die zum Apfeltyp gehören (Taillenumfang : Hüftumfang >1), erkranken wissenschaftlichen Studien zufolge z. B. eher an Herzkrankheiten und leiden häufiger unter Bluthochdruck. Bei Übergewichtigen vom Birnentyp konnte kein erhöhtes Risiko festgestellt werden. Mithilfe eines Messgeräts lässt sich die Fettverteilung des Körpers relativ einfach feststellen. Übergewicht, das mehr als 15 % über dem Normalgewicht liegt, gefährdet jedoch ganz allgemein die Gesundheit: Die Gelenke verschleißen aufgrund des hohen Körpergewichts schneller, das Risiko für Arteriosklerose und Herzerkrankungen steigt. Die meisten Diäten, die eine rasche Gewichtsabnahme versprechen, nützen für eine dauerhafte Gewichtsreduzierung nicht viel, denn das Gewicht, das verloren gegangen ist, wird oft rasch wieder zugenommen. Sinnvoller ist es, die Ernährung so umzustellen, dass über einen längeren Zeitraum die Energiezufuhr eingeschränkt werden kann (z. B. um 500 kcal pro Tag weniger), ohne dass dabei gehungert werden muss und dem Körper wichtige Nährstoffe fehlen. Diese Ernährungsumstellung sollte auch nach der Gewichtsabnahme beibehalten werden, allerdings mit erhöhter Kalorienzufuhr (2200-2500 kcal pro Tag bei leichter körperlicher Tätigkeit).
 
 
Manche Menschen sind von Natur aus leicht untergewichtig, andere versuchen ihr Gewicht modischen Idealen anzupassen, indem sie ständig Diäten durchführen. Bei einigen Personen, vor allem Frauen, kann das so weit führen, dass sie entweder eine Magersucht (Anorexia nervosa) oder eine Bulimie (Ess-Brech-Sucht) entwickeln. Allerdings liegen diesen Essstörungen in der Regel noch weitere psychische Ursachen (z. B. geringes Selbstwertgefühl, Unterdrückung von Bedürfnissen, übermäßiges Leistungsdenken, falsches Selbstbild) zugrunde. Magersucht äußert sich in erster Linie durch starke Gewichtsabnahme infolge weitgehenden Verzichts auf Nahrung, oft kombiniert mit exzessivem sportlichem Training. Bei der Bulimie versuchen die Betroffenen zwar auch, ihr Gewicht zu reduzieren, allerdings verlieren sie zwischendurch die Kontrolle über das sich sowohl bei Frauen mit Magersucht als auch mit Bulimie einstellende Hungergefühl und verschlingen während Heißhungerattacken große Mengen Nahrung. Darüber empfinden sie solche Schuldgefühle, dass sie im Anschluss Erbrechen auslösen. Sowohl Bulimie als auch Magersucht ziehen körperliche Schäden nach sich (Herz-Kreislauf-Probleme, Schädigung der Nieren), im schlimmsten Fall endet die Magersucht tödlich. Die Behandlung besteht in der Regel in einer Psychotherapie, kombiniert mit der Therapie der körperlichen Symptome.

Universal-Lexikon. 2012.

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